04. August 2018

EU-Afrika-Kommissar? Lieber eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe

 

 

Allein im Begriff steckt schon das Grundproblem. Es gibt nicht das Afrika, es gibt nicht den afrikanischen Staat. Und was die EU, echte kooperative Absichten unterstellt, auf gar keinen Fall machen sollte, ist eine Fortführung der bisherigen „Hilfen“ auf politischer Grundlage. Was viele der afrikanischen Staaten brauchen sind die Entwicklung nachhaltiger und „Strukturen vor Ort“-fördernder Afrikastrategien.
Nach den ersten Berichten stehen aber wieder EU-Eigeninteressen auf der Agenda und die Weiterführung der bisherigen Hilfeleistungsstrategien, die mehr Kollateralschäden verursachen werden, als man anschließend wieder beseitigt bekommt. Der angeführte, verstärkte Rohstoffhandel ist Eigennutz, die Hilfe dürfte sich somit weiter auf Kredite und Lebensmittellieferungen beziehen. Erstere versanden viel zu häufig an den falschen Stellen und Letztere ruinieren in aller Regel die lokalen Märkte und die Bauern, denn diese können selbst bei den üblichen Niedriglöhnen und –preisen die monatelange Konkurrenz einfach nicht überstehen. Bei rechtzeitigen Fördermaßnahmen, Sicherstellung der Wasserversorgung -durch Tiefenbrunnen, Zisternen u.ä.- könnte man hier schon gegensteuern. Stattdessen „beschenken“ die EU, genauer EU-Mitgliedsstaaten, die afrikanischen Staaten mit ihrem Elektroschrott; bzw. verhindern zumindest nicht wirkungsvoll den Export. So weist Ghana die größte der afrikanischen Elektroschrottmüllhalden aus. Die Arbeitsbedingungen auf den Halden sind gesundheitsschädlich und menschenverachtend. Je nach Schätzung gelangen jedes Jahr alleine aus Deutschland 150.000 Tonnen Elektroschrott nach Ghana. Die Folgen sind die Vergiftung der Umwelt und der Menschen. Hier werden das Abfallproblem und das „Recycling“ der wertvollen Grundstoffe verschoben. Diese werden aber gerne von den EU-Staaten wieder reimportiert.
Was afrikanische Staaten wie Ghana, Kamerun, Tansania usw. tatsächlich benötigen sind Investitionen in die Bildungs- und Krankensysteme und die Umsetzung von Hilfe-zur-Selbsthilfe-Projekten. Ein Billigimport von Getreide zur schnellen Hilfe ist wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Sicherlich, wenn die Hungersnot schon da ist, dann bedarf es schneller Hilfe. Jedoch könnten durch regelmäßige, sinnvolle Anstoß-Investitionen Hungersnöte an sich vermieden werden. Durch EU-Exporte von Lebensmitteln werden Abhängigkeitsstrukturen geschaffen. Es werden Arbeitsstellen vernichtetet, die den Menschen Perspektiven für eine bessere Zukunft in ihrer Heimat bieten könnten.
Wenn man dann aber noch lesen muss, dass der Bundesentwicklungsminister mit Blick auf die Flüchtlingspolitik ausführt, er wolle sich noch stärker als bisher für stabilere Verhältnisse in Ländern wie Nigeria, Eritrea und Somalia einsetzen, dann kann man fast verzweifeln. Die Auswahl der Länder ist schon interessant. Denn neben Flüchtlingen sind es Länder, die als Importquellen für Rohöl, Gold, Silber und Marmor gelten. Diese Länder sind auch dann im Gespräch, wenn es um die Verklappung von europäischen Giftmüll und den Einsatz von europäischen Fangflotten geht.
Was die EU endlich angehen sollte, wären echte Entwicklungskonzepte und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den afrikanischen Staaten. Vielen Menschen in vielen afrikanischen Staaten geht es nicht gut. Doch sie sehen fast täglich in den Medien, wie viel besser es den Menschen in den EU-Staaten geht.
Und dann wundert es tatsächlich, wenn diese Menschen alles versuchen zu uns zu kommen. Ehrlich? (Ph)

 

 

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